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25 Nov 2023 – 07 Feb 2024
ERNSTERNSTERNST - Drei Generationen einer Künstlerfamilie
DIE GALERIE, Frankfurt am Main

Max Ernst (1891-1976) ist eine der Leitfiguren der Kunst des 20. Jahrhunderts und fest im Programm von DIE GALERIE verankert. Alle Entwicklungsphasen des Dadaismus und Surrealismus vereinend, hinterließ er ein an Widersprüchen und Sprüngen reiches Œuvre, in das sein Interesse an Psychoanalyse und Kosmologie ebenso Eingang fand wie die Ethnologie oder die Mythen der Menschheit. Sein Talent, Leidenschaft und Kreativität gingen auch in seine Nachfahren über: Jimmy Ernst (1920-1984), Sohn aus erster Ehe, war schon vor seinem Vater in die USA emigriert. Bereits zuvor hatte er das Malen autodidaktisch erlernt, ab den 1940er Jahren etablierte er sich als abstrakter Maler und wichtiges Mitglied der jungen amerikanischen Abstrakten Expressionisten. Mit dem Werk von Jimmy Ernsts Tochter Amy Ernst (*1953) werden die Fäden der Kunstgeschichte in die zeitgenössische Kunst übertragen. Nach einem Studium der Bühnenbildnerei wandte sie sich der Druckgrafik zu und fand ihre unverwechselbare künstlerische Formel in Kompositionen, die Collage- und Frottagetechniken mit fotografischen Methoden vereinen und so hochassoziative Werke zwischen Landschaft und Figur entstehen lassen.

 

Mit der Ausstellung ERNSTERNSTERNST. DREI GENERATIONEN EINER KÜNSTLERFAMILIE will DIE GALERIE nicht die Abhängigkeit oder den Einfluss Max Ernsts auf seinen engsten Umkreis darstellen, sondern den Fokus auf das Schaffen der einzelnen Künstler in ihrer individuellen Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie und Ideenwelt legen.

 

 

Besuchen Sie die 3D-Ausstellung hier:

 

Highlight des Monats


Joe Tilson
Pyanopsia, Version B
Relief, Öl auf Holz
188 x 181 x 4 cm

Ab den 1970er Jahren lässt sich im Werk des bedeutenden Pioniers der britischen Pop Art, Joe Tilson (*1928) eine Rückbesinnung zur Natur und zu einem einfacheren Leben im Einklang mit ihr feststellen.


Ursprüngliche Motive aus der natürlichen Welt wie die vier Elemente oder die vier Jahreszeiten, aber auch antike Sagen und mythologische Überlieferungen zählen zu den Inspirationsquellen jener Jahre. Zahlreiche Werke aus dieser Phase sind griechischen Gottheiten wie Dionysos, Demeter, Persephone oder den neun Musen gewidmet. In den 1980er Jahren, als die griechische Mythologie für Joe Tilson zu einem wichtigen Bezugspunkt wurde, griff er das Motiv der Fruchtbarkeit immer wieder auf und bezeichnete die Göttin Demeter, die symbolisch für die Erde und ihre Früchte steht, mit griechischen Buchstaben.


Damit wird deutlich, dass sich der Künstler in eine lange Bildtradition eingebunden weiß, die in der westlichen Welt maßgeblich durch das antike Griechenland geprägt wurde. Darauf nimmt er direkt Bezug, wenn er sich griechischer Schriftzeichen bedient, die für die meisten von uns bei oberflächlicher Betrachtung als Muster, also eher ästhetisch wahrgenommen werden.

 

Mit dem Rund des beeindruckend großen Reliefs Pyanopsia, einem Unikat aus dem Jahr 1982, das die Form einer ausladenden Knospe beschreibt, wird eine weibliche Form assoziiert. Formal nehmen die im Rund des Reliefs eingebetteten stilisierten orange-gelben Granatäpfel diese Außenform auf, nur dass die Blütenreste nach oben zeigen. Der Granatapfel hat zahlreiche kulturell-religiöse Bedeutungen und ist aufgrund seiner vielen Kerne vor allem ein Fruchtbarkeitssymbol, insbesondere in der griechischen Mythologie, wo er zudem für Schönheit und ewiges Leben steht.


Der Titel „Pyanopsia“ bezieht sich auf ein attisches Fest, eine Art „Erntedank“, das dem griechischen Gott Apollon gewidmet war und am 7. Tag des Monats Pyanopsiṓn - zwischen Oktober und November - zelebriert wurde. Zu den Ritualen des Festes gehörten zwei Opfergaben, die aus einem Bohnenbrei und einem mit Wolle gebundenen Oliven- oder Lorbeerzweig bestanden, woran Früchte der Saison, Gebäck und kleine Krüge mit Honig, Öl und Wein gehängt wurden. Die Opfergaben wurden zum Apollo-Tempel gebracht und dort am Tor aufgehängt.


In seinem Relief fügte Tilson in diese „Urform“ das Grün der stilisierten Bohnen ein und rhythmisierte damit zugleich den Bildgrund.

Aron Demetz
Ohne Titel
Holz

240 x 70 x 70 cm