Mit der Werkschau André Masson. La mémoire du monde | Das Gedächtnis der Welt DIE GALERIE präsentiert ihre nunmehr sechste Einzelausstellung des Künstlers und gewähren in rund 70 Werken auf Leinwand und Papier sowie einigen Skulpturen einen tieferen Blick in die Arbeit dieses besonderen und „unkonventionellen“ Surrealisten.
Charakteristisch für André Masson (1896-1987) ist eine geniale Vielfalt, die sich in seinem Werk in unterschiedlichsten Techniken und Themen findet. Als bedeutender Vertreter des Surrealismus und als Erfinder des sogenannten déssin automatique vereint seine Kunst das Wissen von Jahrhunderten. In seinen Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen hat er Inspirationen durch Goethe, Kleist und die deutsche Geistesgeschichte, durch die Romantik, den Impressionismus und die asiatische Kalligrafie in eine neue, eigene Kunst und Philosophie eingefangen. „Der Künstler muss das Universum immer neu gestalten oder, wenn Sie so wollen, sein eigenes schaffen“, so lautete sein Credo. Diese Überzeugung spiegelt sich in einer starken Bildwelt wider, die von ständiger Wandlung und dem ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen durchdrungen ist.
Der 1911 in Chile geborene Roberto Matta zählt zu den bedeutendsten und eigenwilligsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Nach seinem Architekturstudium in seinem Heimatland kam Matta 1933 nach Paris, wo er im Atelier von Le Corbusier arbeitete und bald Kontakte zum Kreis der Surrealisten knüpfte. 1938 nahm er an der Internationalen Ausstellung des Surrealismus teil und ging 1939 wie viele seiner Malerkollegen ins Exil nach New York.
Wie seine Künstlerkollegen André Masson und Max Ernst übte auch er einen bedeutenden Einfluss auf den sich entwickelnden amerikanischen Abstrakten Expressionismus aus. In seinen Gemälden der 1940er Jahre schuf Matta Innenlandschaften - "inscapes" - mit apokalyptischen und kosmologischen Panoramas von kristalliner Transparenz. Die Arbeitsmethode, die er zu dieser Zeit entwickelte, bestand in der Verschmelzung der automatischen Strukturen des Surrealismus und der Farbverläufe des Hintergrunds mit einer so inspirierten und daraus resultierenden erscheinungsartigen, ungegenständlichen Landschaft.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs und der Rückkehr aus dem Exil, wo er sich zunächst in Rom und dann in Tarquinia niederließ, bevölkern in Mattas Bildpanoramen zunehmend anthropomorphe Maschinenwesen eine technoide Umgebung. Mattas künstlerische Auseinandersetzung mit dem rasanten Fortschritt der Wissenschaft und seine offenen politischen und philosophischen Positionen führten zu immer komplexeren, großflächigen und raumgreifenden Kompositionen. Matta verstarb im Jahr 2002 in Italien.