Ein geniales Wechselspiel aus Tradition und Innovation offenbart sich dem Zuschauer bei der Betrachtung der Werke von Volker Stelzmann. Erneut präsentieren wir die Arbeiten des 1940 in Dresden geborenen Malers, der nicht nur seit geraumer Zeit zu den „tragenden Pfeilern“ des Galerieprogramms gehört, sondern auch zu den bedeutendsten zeitgenössischen Meistern der deutschen Figuration. Unter dem Titel Theatrum Mundi zeigen wir frühe und aktuelle Werke, die das breite Spektrum des Stelzmannschen Bildkosmos widerspiegeln. Seine virtuosen Figurenkompositionen vereinen auf raffinierte Weise zeitgenössische Themen mit veristischen Stilmitteln und einer manieristischen Formensprache, die ihre Wurzeln in den Werken italienischer Renaissancemaler wie Pontormo und Rosso Fiorentino hat. Die Protagonisten in Volker Stelzmanns gemalten Erzählungen agieren wie auf einer Bühne, wobei der Künstler selbst die Regie führt. Mit aufmerksamem Auge beobachtet er sein soziales Umfeld und setzt die Akteure – seien es die „Akrobaten des Alltags“ in den Passagen und U-Bahn-Schächten seiner Berliner Großstadtbilder oder die Artisten seines Varietés – in Szene. Seine Kreationen sind meisterhaft komponiert und wirken wie Momentaufnahmen eines vielschichtigen Dramas, das der Künstler mit einem abschließenden Pinselstrich zu Ende führt. Wenngleich in Stelzmanns „Welttheater“ meist der Mensch – ob als Individuum oder als Gesellschaft – die Hauptrolle einnimmt, hat sich der Künstler im Laufe seiner nunmehr über 50-jährigen Karriere auch anderen Sujets gewidmet. So spielt die Selbstreflexion in Form von Selbstporträts seit jeher eine bedeutende Rolle in seinem OEuvre, ebenso wie Stillleben und biblische Darstellungen, die von seinem profunden kunsthistorischen Verständnis zeugen. Volker Stelzmanns Werke gewähren einen unverfälschten Einblick in eine Menschheit, die stets um ihre kollektive Identität ringt und unablässig nach Antworten auf die existenziellen Fragen des Lebens sucht, ohne sich dabei selbst zu verlieren.
Der 1911 in Chile geborene Roberto Matta zählt zu den bedeutendsten und eigenwilligsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Nach seinem Architekturstudium in seinem Heimatland kam Matta 1933 nach Paris, wo er im Atelier von Le Corbusier arbeitete und bald Kontakte zum Kreis der Surrealisten knüpfte. 1938 nahm er an der Internationalen Ausstellung des Surrealismus teil und ging 1939 wie viele seiner Malerkollegen ins Exil nach New York.
Wie seine Künstlerkollegen André Masson und Max Ernst übte auch er einen bedeutenden Einfluss auf den sich entwickelnden amerikanischen Abstrakten Expressionismus aus. In seinen Gemälden der 1940er Jahre schuf Matta Innenlandschaften - "inscapes" - mit apokalyptischen und kosmologischen Panoramas von kristalliner Transparenz. Die Arbeitsmethode, die er zu dieser Zeit entwickelte, bestand in der Verschmelzung der automatischen Strukturen des Surrealismus und der Farbverläufe des Hintergrunds mit einer so inspirierten und daraus resultierenden erscheinungsartigen, ungegenständlichen Landschaft.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs und der Rückkehr aus dem Exil, wo er sich zunächst in Rom und dann in Tarquinia niederließ, bevölkern in Mattas Bildpanoramen zunehmend anthropomorphe Maschinenwesen eine technoide Umgebung. Mattas künstlerische Auseinandersetzung mit dem rasanten Fortschritt der Wissenschaft und seine offenen politischen und philosophischen Positionen führten zu immer komplexeren, großflächigen und raumgreifenden Kompositionen. Matta verstarb im Jahr 2002 in Italien.